6/11 Trennung auf Zeit – bei Wilkasy – So, 1.September 2013

19.30 Uhr, kurz vor dem Dunkel werden fährt Michail genau an dem auf der Karte eingezeichneten Punkt in einer Schilfschneise auf Land auf. Das Wasser ist hier so tief, dass das Boot dicht an einem steil ansteigenden Ufer aufsetzt.

Es ist etwas umständlich, über die Bugreling an Land zu kommen. Deshalb wird auch hier niemand ihre Anlandung erwarten. Auf Deck befindet sich eine lange Gangway, welche sie zwischen Boot und Ufer befestigen. Jeder verpackt sein Tablet in einen Umschlag und schreibt eine Nummer darauf. Die gleichen Nummern stehen auch auf den Koffern in der Backskiste. Sorgfältig untersuchen sie noch einmal das ganze Schiff, ob sie irgendwelche Sachen vergessen haben. Dann Staubsaugen sie sorgfältig. Anschließend ziehen sie sich dünne Schutzkleidung an und wischen alles noch einmal mit Desinfektionsmittel ab. Nicht einmal eine DNA Spur soll man von ihnen finden können. Die Koffer mit den Geräten und die Tablets im Umschlag lassen sie an Bord.

Am Ufer führt ein kleiner Pfad zur Nebenstraße 643.
Seitlich am Straßenrand stehen 4 Mietwagen. Ai, Conor, Udo und Michail gehen jeweils zu einem Mietwagen. Sie nicken kurz noch mal zum Abschied und bücken sich. Auf jedem rechten Vorderreifen liegt ein Autoschlüssel.

Ai wird jetzt zum Flughafen Deuthen/Dajtki fahren. Von da wird sie mit einer kleinen Propellermaschine die ca. 300 km nach Vilnius fliegen. Anschließend nimmt sie einen Linienflug nach Kiev. Von da einen Linienflug nach Singapur. Ihren Privatjet zu nehmen, wäre zu auffällig. „Michail ist nächstens Mal mit der Planung dran. Wie viel PS das von ihm ausgesuchte Boot wohl haben mag?“, fragt sie sich und malt sich alle Einzelheiten des nächsten Treffens aus, nur um nicht weiter an Conor zu denken. Ohne Blick zurück fährt sie als erste los.

Michail hat sich für morgen früh direkt einen Termin in Misk gemacht. Ihn ärgert schon jetzt, dass er 450 km oft schlechte Straße vor sich hat. Es wird eine kurze Nacht werden, er rechnet mit 6 Stunden Fahrt. In Minsk wartet dann wenigstens sein Privatjet auf ihn, in dem er auch übernachten wird. Hotels in Weiß-russland sind für ihn inakzeptabel.

Udo wird fast 9 Stunden brauchen, bis er in der Zentrale des FINDERS-Konsortiums, Flughafen Berlin Tempelhof sein wird. Er wird erst schlafen gehen, nachdem er die wichtigsten Unterlagen in der Firma gesichtet hat. Danach wird er sich einen Tag frei nehmen.

Auch Conor wird nach Berlin fahren, allerdings zum neu eröffneten Flughafen Berlin Brandenburg ‚Willi Brandt’. Er hat viel Zeit, im Auto darüber nachzudenken, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, von den Diensten unbemerkt, Ai näher zu sein. Conor ist froh, dass der BND als Voraussetzung für die Mitarbeit von Udo darauf bestanden hatte, dass weitere Sabotagen der Fertigstellung des Flughafens zu unterlassen seien. Innerhalb kürzester Zeit kündigten 10% des für die Planung und Haustechnik verantwortlichen Personals. Danach gab es keinerlei Verzögerung mehr beim Bau von ‚Willi Brand’.

Um 20.00 Uhr hält wieder ein Wagen an der gleichen Stelle bei Wilkasy. Ein Mann steigt aus. Er klettert mit etwas Mühe auf das Boot, da die Gangway entfernt wurde. Er zieht sich Schutzkleidung an. Die vordere Bootsluke ist offen. Er klettert hinein und nimmt aus der Hauptkabine den Umschlag, auf dem eine große Nummer 1 geschrieben ist. Der Schlüssel für die Tür zum Cockpit und die Backskiste liegt ebenfalls auf dem Tisch. Er nimmt aus der Backskiste den Koffer mit der großen Nummer 1 darauf. Dann schließt er alles wieder ab, legt den Schlüssel wieder an seinen Platz und geht über die Luke wieder heraus.
Er weiß nichts über seinen Auftrag. Er ist es gewöhnt, seltsame Dinge für viel Geld zu tun.

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