Der Zusammenbruch – Gelsenkirchen, Linguistisches Institut – Juli 2000, 8.Teil, Kapitel I

Es  war  alles  innerhalb  von  wenigen  Tagen  gegangen  und  jetzt  saß  Liebetreu  vor  dem  Scherbenhaufen.   Das  ganze  letzte  Jahr  hatte  ihn  das  U – Boot  nur  noch  genervt,  immer  haarscharf  davor,  Liebetreu  einen  Grund  zu  liefern,  ihn  aus  dem  Seminar  zu  werfen.   Liebetreu  brachte  seinen  Namen  nicht  mehr  über  die Lippen,  für  ihn  war  er  nur  noch  U1.   Ein  zweites  U – Boot  hätte  er  auch  nicht  überlebt.  

Liebetreu  hatte  dieser  grenzenlosen  Bosheit  nichts  entgegenzusetzen.   U1  war  unverschämt,  unfähig  und  eingebildet  zu  gleich.   Es  war  offensichtlich,  dass  er  kein  Interesse  an  der Linguistik  hatte  und  schon  gar  nicht  an  der  digitalen  Monemanalyse.

Sein  Interesse  galt  ausschließlich  dem Aufruhr.   Er  wusste  es  geschickt  anzustellen,  den  Neid  der Studenten  zu  schüren.   Mal  war  es ein  neues  Auto,  welches  Liebetreu  angeblich  hatte,  mal  waren  es die Milliarden,  welche  er  angeblich  bereits  mit  der  Monemanalyse  verdient  hatte.   Wieder  ein  anderes  Mal  waren  es die Studenten,  welche  durch  sinnlose  Sklavenarbeit  für  den  Professor  ausgebeutet  wurden.   Die  Ironie  der Geschichte:  wer  bei  Liebetreu  studiert  hatte,  der  –  so  stellte  sich  später  heraus  –  hatte  einen  Topjob  im  FINDERS  Konsortium  sicher.  

Als  dann  auch  noch  Christian  Wolff  von Kaminski  mit  einem  unerhörten  Gehalt  abgeworben  wurde,  da  brach  innerhalb  von  nur  4  Tagen  alles  zusammen.   Einige  Studenten  gingen  angeführt  und  aufgestachelt  von  U1  zur  Staatsanwaltschaft  und  zeigten  an,  dass  Liebetreu  ihnen  einen  Informatik  adäquaten  Abschluss  versprochen  hatte  und  nun  die  gesamte  linguistische  Datenbank  verschwunden  sei  und  sie  mit  ihrem  bisherigen  Studium  in  Zukunft  nichts  anfangen  könnten.  

Auch  war  ihnen  von  U1  genau  eingetrichtert  worden,  welche  Argumente  bei  der  Staatsanwaltschaft  greifen  würden.   So  war  das  abgebrochenen  Jurastudium  doch  noch  für  etwas  nutze.   U1  hatte  die  Prüfungen  nach  dem  zweimaligen  Wiederholen  nicht  erneut  ablegen  dürfen  und  wurde  zwangsexmatrikuliert.   Jetzt  würde er  bald  promovierter  Informatiker  sein.    

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