Der versperrte Weg – Kanifinolhu, Malediven – 11. Juli 2011, Kapitel 36, Teil II

Shaona war schon ganz aufgeregt. Seit 4 Jahren hatte sie ihre Eltern nicht mehr gesehen. Vor 4 Jahren hatte sie ihnen einen Flug nach Friedrichshafen bezahlt. Obwohl sich ihre Eltern sehr gefreut hatten, sie zu sehen hatte Shaona gemerkt, wie schwer es ihnen gefallen war, in der fremden Umgebung zurecht zu kommen.
Vorher waren sie über Male nicht hinausgekommen. Der 12 Stunden Flug gingen über ihre Vorstellungen.
Umso mehr freute sich Shaona jetzt ihren Eltern Joan vorzustellen. Ein Urlaub auf Kanifinolhu würde ihnen bestimmt gefallen.

Um ihre Eltern nicht zu irritieren hatten sie auf den Flug mit dem Wasserflugzeug verzichtet und sich einen Gleiter mit 2 x 100 PS Motoren gemietet, um ihre Eltern abzuholen.
Das war der pure Luxus. Der Gleiter hatte sogar eine voll ausgestattete Kajüte.

Nach mehreren Stunden Fahrt näherten sie sich endlich der Insel Dhunikolhu.
„Siehst Du da, die Stelzenhäuser? Es ist alles noch wie früher“, rief Shaona begeistert.

Auf einmal bog ein Schnellboot um die Insel. Seitlich stand in großen Buchstaben IH. Shaona wusste, dass dies das Zeichen von International Human, den Käufern der Insel, war.
Vorne auf dem Bug war ein Maschinengewehr montiert.
„Können die nicht aufpassen? Wenn die so weitermachen, rammen die uns noch“, rief Joan.
Kurz vor einem Zusammenstoß stoppte das Schnellboot auf.
„Drehen Sie sofort ab, diese Insel ist Privatgebiet“, kam über das Megafon herüber. Ein Mann besetzte das Maschinengewehr.
„Das kann doch gar nicht sein. Ich habe gestern noch mit meinen Eltern telefoniert. Die hätten doch was gesagt, wenn es Probleme mit dem Abholen gäbe“, Shaona sackte in sich zusammen. Erst die Vorfreude auf das Wiedersehen und nun schien man sie gewaltsam von ihren Eltern fernhalten wollen.
„Das ist bestimmt ein Missverständnis. Die müssen mit uns reden“, sagte Joan. Er nahm das Funkgerät und probiert alle Frequenzen durch. Aber weder jemand auf der Insel noch auf dem Schnellboot antwortete.
Da machte Joan der Besatzung auf dem Schnellboot Handzeichen, dass er längsseits kommen wollte, um zu reden.
Sofort fing das Maschinengewehr an zu rattern. Die Salve ging haarscharf vor dem Bug des Gleiters im Wasser nieder.

Joan bekam Angst und drehte ab. Am Abend wieder auf Kanifinolhu angekommen, versuchte Shaona sofort, ihre Eltern anzurufen, sie bekam kein Freizeichen. Sie rief weitere Telefonnummern auf Dhunikolhu an. Alle Leitungen waren tot.
Das einzige, was ihr noch einfiel, war Brigitte eine SMS zu schicken: „Irgend etwas stimmt bei Eltern nicht. Von Boot von Landung abgehalten. Keine Telefonverbindung. Was soll ich tun?“

Vor Panik hatte Shaona ganz vergessen, ihre Achtcard ins Handy einzulegen. Wie empfohlen bewahrte sie die Karte diebstahlsicher vom Handy getrennt in ihrem Portmonee auf.

Stundenlang fixierte Shaona ihr Handy und wartete auf eine Antwort von Brigitte, die doch immer weiter wusste.

Aber Brigitte antwortete nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert