Das große Scheitern – Liegeplatz in Avignon – 1 Monat später, 12 Teil, Kapitel II

Brigitte  und  ich  hatten  uns  warme  Kleidung  angezogen  und  saßen  auf  dem  Deck  unseres  Schiffes,  um  den  Sonnenuntergang  anzusehen.   Dieses  Ritual  nahmen  wir  selbst  im  kältesten  Winter  wahr  immer  dann,  wenn  wir  zutiefst  frustriert  waren.  

„Das  geht  so nicht  weiter,  keiner  unternimmt  was.   Wir  fahren  das  Projekt  in  Frankreich  gegen  die  Wand.   Wenn  nicht  alle  ihre  Achtcard  benutzen,  um  die  tägliche  Post  abzurufen,  wird  es  Jahrzehnte  dauern,  bis  sich  der Handel  umstellt.   Die  Franzosen  sind  wirklich  freundlich  zu uns.   Aber  letzen  Endes  bleiben  sie  bei  ihren  alten  Gewohnheiten. “ 

„Du  hast  recht  Ole,  Du  musst  es ihm  sagen.   Die  Kosten  für  das  Pilotprojekt  sind  bestimmt  bereits  jetzt  weit  über  Limit.   Entweder  ist  die gesamte  Agenda  2010  mit  der  Europäisierung  gefährdet  oder FINDERS  macht  so wie  bisher  ohne  Händleranbindung  im  Ausland  weiter  und  verkauft  online.   Mal  ehrlich,  für unsere  Agentur  wäre  das  gut.   Dann  würde es  keine  ausländischen  Agenturen  geben  und  wir würden  den gesamten  Schuhumsatz  begleiten. “

„Wen  meinst  Du?  Kaminski?  Warum  ich?“ 

„Weil  wir vor  Ort  sind.   Weil  die,  die FINDERS  hier  vertreten,  Kaminski  nie  eine  Schlappe  eingestehen  werden.   Weil,  weil,  weil  Du  es  kannst  und  schließlich  haben  wir  die  größte  Agentur“.  

Ich  schob  die  Luke  zur  Seite  und  wir  stiegen  die Sambatreppe  in  die  Messe  hinab.   Gemütliche  Wärme  umfing  uns.  

 „Morgen  um  10. 00  Uhr,  das  ist  eine  gute  Zeit. “ 

 „O. k. ,  aber  morgen  bestimmt“.    

Am  nächsten  Morgen: „Kaminski,  hallo  Frederichs“.  

„Hallo  Herr  Kaminski,  wir kommen  hier  nicht  voran.   Wir  sollten  nur  in  Länder  gehen,  in  denen  gleichzeitig  der  Briefverkehr  digitalisiert  wird. “ 

Kaminski  hatte  es  sich  angewöhnt,  in  jedem  Projekt  einen  Maulwurf  in  unbedeutender  Position  zu  installieren,  mit  dem  er  ständig  in  Kontakt  war.   Er  war  also  bestens  über  die  Probleme  vor  Ort  informiert.   „Wer  sagt  das?“ 

„Ich  bin  als  Kategorienmanager  ja  quasi  neutraler  Beobachter  und  hielt  es  für  meine  Pflicht  …“  

 „Also  sie  sagen , dass.   Übernehmen  sie  für  den  Projektabbruch  und  die  Neuausrichtung  des  Projekts  die  Verantwortung?“ 

„Ich,  aber  ich  bin  doch  nur  Kategorienmanager. “ 

„Ich  erwarte  von  allen  Beteiligten,  dass  sie  sich  gut  überlegt  haben,  ob  sie  mich  anrufen  und  Verantwortung  übernehmen. “ 

„Aber  Herr  Kaminski. .   . “  

„Frederichs,  Sie  haben  sich  ausgerechnet,  dass  sie  den  ganzen  Schuhumsatz  erhalten.   O. k.   ich  sorge  dafür  und  vermerke,  dass  das Projekt  in  Avignon  auf  Grundlage  Ihres  Insistierens  abgebrochen  wurde. “ 

Ich  war  schweißgebadet  und  zitterte  am  ganzen  Körper.   Ich  hatte  das  Gefühl,  als  habe  Kaminski  die Gesamtverantwortung  der  Agenda  2010  auf  mich  abgewälzt.  

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