Offener Brief an Herrn Dr. Appel, Vorstandsvorsitzenden der Post AG

Sehr geehrter Herr Dr. Appel,

in der Presse habe ich über das neue Zukunftsprojekt der Deutschen Post gelesen, den digitalen Brief einzuführen und damit die Kosten zu minimieren.

Grundsätzlich ist dies der Weg in die richtige Richtung, leider aber viel zu halbherzig. Entschuldigen Sie meine offenen Worte, aber ich verstehe nicht, wieso in Deutschland immer wieder Insellösungen eingeführt werden und niemand mehr fragt, was der Kunde eigentlich an nachhaltigen Konzepten vom jeweiligen Unternehmen erwartet.

Auch gibt es zahlreiche technische Lösungen zu sicheren E-Mails. Die digitale Signatur wird nun fast ein Jahrzehnt entwickelt. Durchgesetzt haben sich diese Systeme nicht.
Schon viele große Firmen habe ihren digitalen Einfluss überschätzt und gingen automatisch davon aus, dass sie die Offline – Größe des Unternehmens 1/1 auf den Onlinebereich übertragen können. Karstadt ist hier nur ein aktuelles Beispiel, dass es so einfach nicht geht.

Stellen Sie sich vor, Sie gehen eines Morgens zu Ihrem Lieblingsgeschäft und hier hängt plötzlich ein Schild an der Tür: „Eintritt nur für Menschen unter 45 Jahren erlaubt“.

Genau dass haben Sie vor. Die Post ist für alle da. Immerhin fast die Hälfte der Bevölkerung wird auch die nächsten Jahrzehnte skeptisch gegenüber dem Internet bleiben. Wenn Sie jetzt die Hürde für Kunden immer höher schrauben, damit diese Ihre Dienstleistungen nutzen, werden Sie nicht Kosten sparen, sondern Kunden verlieren.

Zudem erhöhen Sie den Spagat, den Unternehmen heute schon mit Unified Messaging bei Fax, Mail, SMS und Briefen leisten müssen, um ein weiteres System. Anbieter wie der Ulmer Postdienstleister DIREKTexpress bieten digitale Briefe schon an. Jeder benutzt sein eigenes Akkreditierungsverfahren. Im Ergebnis steht für alle Beteiligten ein erheblicher Mehraufwand, welcher Rationalisierungsvorteile der Digitalisierung auffrisst.

Helfen würde nur ein harter Einschnitt und der Ersatz der Briefe durch eine digitale Alternative für alle.
Eine solche Alternative haben wir bereits 2000 konzipiert. Seit November 2008 ist das Buch „7/11: Insiderstory des Wandels in Deutschland“ im Buchhandel. Hier kann man unterhaltsam beschrieben nachlesen, wie ein 90-jähriger mit 5% Sehkraft mit der für alle verfügbaren digitalen Alternative zum Brief klarkommt.

Im Februar 2009 habe ich auch Ihnen dieses Buch zugeschickt. Leider gehören die Post zu den wenigen, die sich nicht mit dem Buch beschäftigt haben. Jedenfalls habe ich keine Antwort auf meine Zusendung erhalten, obwohl die nachhaltige Perspektive für die Post AG den Kern dieses Buches ausmacht.

Ich befürchte, heute sind nur noch kurzfristig wirkende Sparmaßnahmen in Mode, weil man hier nicht viel falsch machen kann. Gerade in der Wirtschaftskrise sind mutige Schritte zu einer nachhaltigen Zukunft jedoch überlebensnotwendig.
Nur wenn die Post alle Zielgruppen in die digitale Zukunft mitnimmt, wird die Post mit einer zu heute vergleichbaren Anzahl an Kunden überleben.

Vielleicht trägt dieser offene Brief ein wenig dazu bei, dass eine Diskussion über die Zukunft der Post in Gang kommt.

Wir müssen verhindern, dass breite Teile der Bevölkerung in Zukunft benachteiligt werden, indem sie von der Informationsgesellschaft abgeschnitten werden und insbesondere im Alter ihre Mobilität und Selbständigkeit erheblich eingeschränkt wird.
Denn die Post ist für alle da, egal ob als Brief oder auf digitalem Weg, sie ist ein Stück unserer Lebensqualität.

Olaf Berberich

Parkprobleme – John F. Kennedy Airport – 10. Juli 2011, Kapitel 39, Teil II

Um 10.00 Uhr war Ryman wieder in der Garage mit dem Spezialfahrzeug. Auf den ersten Blick sah das Fahrzeug unverändert aus. Allerdings war – wie auf der Anweisung erwähnt – über Nacht die Fahrertür ebenfalls zugeschweißt worden.
Ryman kroch unter den Wagen und schloss die kreisrunde Luke zum Wertraum auf. Er kroch hindurch und schloss die Luke wieder von oben.
Anschließend startete er nach verschiedenen Bemühungen endlich den alten Diesel. Die Schaltertechnik und Panzerung des Wagens war vom Feinsten. Der Rest war so altersschwach, dass er fürchtete, die 300 Meter, welche er mit dem LKW zurücklegen sollte, nicht zu schaffen.
Er sollte nur um zwei Ecken fahren und hier an einer bestimmten Stelle parken.

Als Ryman den vereinbarten Parkplatz erreichte, war dieser besetzt. Vier mal fuhr er wieder in die Garage. Nach jeweils 30 Minuten fuhr er wieder los. Wieder war der Parkplatz nicht frei.
So komme ich nicht weiter, dachte Ryman. Ich soll auf keinen Fall auffallen. Und dieser Wagen fiel wirklich auf, auch wenn die Ausgabeschalter mit einer Folie zugeklebt waren.

Also ging Ryman erneut zu Fuß los.
Auf dem Weg kam er an einer Obdachlosen vorbei. Da kam ihm eine Idee.
„Wollen Sie sich 50 $ verdienen?“
Die Frau war so schmutzig, dass ihr Alter schwer bestimmbar war. Sie erhob sich und hielt sich mit gläsernem Blick an einem Einkaufswagen fest, der alles beinhaltete, was sie besaß.
„Ficken is nich“, sagte sie.
Ryman schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Sie haben mich völlig missverstanden. Ich suche einen Parkwächter für maximal 2 Stunden.“
„Parkwächter, ich bin doch gar nicht passend angezogen?“
Offenkundig hatte auch diese Frau einmal bessere Zeiten erlebt.
„Kommen Sie einfach mit.“
Er zog sie eine Ecke weiter. Sie folgte ihm, ohne ihren Einkaufswagen auch nur einen Augenblick aus dem Auge zu lassen. „Ich brauche genau hier einen Parkplatz.“
Zu seiner großen Freude wurde der Parkplatz, auf dem er den LKW positionieren sollte, gerade frei.
Doch schon machte ein schwarzer Porsche Anstalten, einzuparken. Konnte der nicht lesen? Ein Schild wies den Parkplatz eindeutig als LKW-Parkplatz aus.
Sofort setzte sich die Frau mit ihrem Einkaufswagen mit einer Geschwindigkeit in Bewegung, die man ihr gar nicht zugetraut hätte.
Der Porschefahrer haute den Rückwärtsgang rein und fuhr mit quietschenden Reifen zurück.
Er hatte wohl schon schlechte Erfahrungen mit einem bestimmten Typ Einkaufswagen schiebender Menschen gemacht.
Sie war die Richtige. Ryman zeriss einen 50 Dollar Schein.
„Die zweite Hälfte, wenn ich eingeparkt habe.“ Sie nickte.

Ryman beeilte sich, wieder zur Garage zu kommen. Wieder musste er unten durch die Luke. Das war schon ganz schön anstrengend.
Der Diesel sprang wider Erwarten direkt an.
Nachdem er den LKW vor die Tür gefahren hatte, musste er wieder durch die Luke nach draußen, um die Garagentür zu schließen.
Zum Glück sah ihn niemand.

Er erreichte den Parkplatz, den die Obdachlose mit ihrem Einkaufswagen in Besitz genommen hatte, innerhalb weniger Minuten. Als er einparken wollte, sprang sie sofort auf und schob energisch den Einkaufswagen gegen den LKW. Erst als Ryman langsam weiterfuhr und vorsichtig den Einkaufwagen zurückschob, sah sie auf und gab endlich den Platz frei.
Einige Male musste Ryman vor und zurücksetzen, bis der LKW an der richtigen Stelle stand.
Ryman blieb sitzen, um sicherzustellen, dass niemand den Laster beobachtete.
Die Parkwächterin wurde nervös. Warum machte er nicht die Tür auf? Zu oft war sie in ihrem Leben bereits betrogen worden. Irgend etwas sagte ihr, es gab einen Trick, dass sie doch kein Geld bekam. Als Ryman dann auch noch nach hinten in dem Wagen verschwand, fuhr sie den Einkaufswagen gegen den LKW.
Plötzlich stand Ryman neben ihr.
Wie war er aus dem LKW gekommen?
Ryman legte den Zeigefinger an den Mund. „Psst, top secret. Ich habe immer in meinem Leben für gute Arbeit gutes Geld gezahlt.”

Als sie den zusätzlichen 20er in Händen hielt, bekamen ihre Augen plötzlich ein Glitzern. Ihre Haltung wurde aufrecht. Lange war es her, dass sie gelobt worden war.

Sie merkte, Ryman hatte es ernst gemeint.

Der erste Auftrag – John F. Kennedy Airport – 9. Juli 2011,Kapitel 38, Teil II

Dem Vertrag beigefügt war eine genaue Anweisung, was er für den Kunden durchzuführen hatte.
Zuerst wartete er auf die Frühmaschine von IPC aus Hongkong.
Die Frachtmaschine landete pünktlich um 8.30 Uhr.
Ryman überprüfte die Fracht besonders gründlich. Angegeben waren 500.000 Packungen Grippemedikamente, Auslieferung an die Firma Human International Ltd. in New York.
Er öffnete einige Kisten. Er hatte schließlich keine Lust, beim Zoll eine böse Überraschung zu erleben. Doch auf alle Paletten entsprach die Ware den Frachtscheinen.
Ryman war noch immer nicht zufrieden. Er errechnete das Frachtvolumen bei Berücksichtigung von Packungsgröße und Anzahl. Auch hier entsprach die Frachtmenge den Angaben der Zollpapiere.

Die Fracht wurde in einem LKW von Ryman Ltd. umgeladen. Beim Zoll gab es keine Beanstandungen.
„Geht’s euch jetzt schon so schlecht, dass Ihr Medikamente mit VIP-Service liefert?“
Der Zollbeamte wusste offensichtlich nichts davon, dass Ryman Ltd. geschluckt worden war.
„Man nimmt, was man bekommt“, antwortete Ryman.

Er fuhr gemäß Vorgabe zu einer großen Garage in unmittelbarer Nähe zum Liefereingang des Flughafens. Mit dem Schlüssel, den er zusammen mit der Fracht erhalten hatte, öffnete er die Garagentür und fuhr den LKW herein.
In der Garage befand sich ein zweiter LKW mit der Aufschrift Ryman Ltd.. Was sollte das, das war keiner von seinen Wagen.
Er betrachtete den Wagen genauer und sah, dass der Wagen auf drei Seiten mit insgesamt 30 Ausgabeautomaten ausgerüstet war.
Auf dem Dach des Wagens gab es ein LED-Anzeigeband.

Er bestieg den Wagen durch die nicht abgeschlossene Fahrertür. Direkt fiel ihm auf, dass die Beifahrertür zugeschweißt war. Er ging in den hinteren Bereich. Ungewöhnlich war eine Luke im Boden des hinteren Wertraumes. Außer der Fahrertür und der zugeschweißten Beifahrertür hatte das Fahrzeug keine weitere Tür. Im Inneren hing unter den Ausgabeschaltern jeweils ein großer Geldsack.

Ryman las die auf dem Beifahrersitz liegenden weiteren Anweisungen. Er konnte nichts Ungesetzliches erkennen und er musste zugeben, man hatte alles für seine Sicherheit getan. Sorgfältig steckte er sich 5 Packungen des Grippemittels ein. Diese Menge hatte man ihm zugestanden.

Anschließend benötigte er einige Stunden, um umständlich durch die Fahrertür die Medikamente in das Spezialfahrzeug einzuladen.

Die Nacht schlief er sehr unruhig in der ohne seine Frau viel zu großen Wohnung.